Überschuldung steigt nach wie vor

Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist seit 2014 zum fünften Mal in Folge angestiegen.

Die Überschuldungsquote bleibt beinahe konstant, weil die Einwohnerzahl durch Zuwanderung und Migration nochmals leicht zugenommen hat. Zum Stichtag 01.10.2018 wurde für Deutschland eine Überschuldungsquote von 10,04 % gemessen. Damit sind weiterhin über 6,9 Millionen Erwachsene überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind etwa 19.000 Personen mehr als noch im letzten Jahr (plus ca. 0,3%).

Erstmals seit 2006 beruht der aktuelle Anstieg der Überschuldungszahlen ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität. Deren Zahl nahm in den letzten zwölf Monaten um rund 106.000 Fälle zu (plus 3,9%), während die Zahl der Fälle mit juristischen Sachverhalten um rund 87.000 Fälle abnahm (-minus 2,1%).

Unterschiede alte Bundesländer/neue Bundesländer

Die Zahl der Überschuldungsfälle geht in den neuen Bundesländern zurück (minus 8.000 Fälle), in den alten Bundesländern steigt sie weiter an (plus 27.000 Fälle). Die entsprechenden Vergleichswerte zeigen, dass sich die Überschuldungsspirale in den alten Bundeländern mittlerweile schneller dreht als in den neuen Bundeländern. Sowohl in den alten Bundeländern wie in den neuen Bundeländern ist die Zahl der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität zurückgegangen, die mit geringer Überschuldungsintensität ist angestiegen.

Entwicklung in den Bundesländern uneinheitlich

Die weiterhin negative Entwicklung spiegelt sich auch im Vergleich der Überschuldungszahlen nach Bundesländern. So weisen zwar jeweils sechs Bundesländer einen Anstieg von Überschuldungsfällen und -quote auf. Zugleich zeigen sechs Bundesländer einen Rückgang der Quote, aber nur vier einen Rückgang der Überschuldungsfälle auf. Drei Bundesländer zeigen keine Veränderung der Überschuldungsfälle auf. Bayern (7,43 Prozent; minus 0,04 Punkte) und Baden-Württemberg (8,31 Prozent; plus 0,00 Punkte) führen weiterhin das Ranking der Bundesländer an. Thüringen (9,30 Prozent; plus 0,05 Punkte) verbleibt seit 2013 auf Rang drei. Auf Rang vier steht Sachsen (9,92 Prozent; minus 0,05 Punkte) und weist erstmals seit 2011 einen Rückgang der Überschuldungsfälle auf. Die Schlusslichter bilden wie in den Vorjahren Bremen (13,94 Prozent; minus 0,03 Punkte), gefolgt von Sachsen-Anhalt (12,73 Prozent; plus 0,01 Punkte) und Berlin (12,42 Prozent; minus 0,20 Punkte).

Künftige Entwicklung: Altersarmut

In diesem Jahr können in Deutschland rund 7,65 Prozent der Frauen über 18 Jahre (2017: 7,61 Prozent) als überschuldet und zahlungsgestört gelten. Bei Männern sind dies aktuell 12,55 Prozent (2017: 12,59 Prozent). Die Zahl der Überschuldungsfälle nahm bei den Frauen weiter merklich zu (2,7 Millionen; plus 21.000 Fälle), bei den Männern nahm sie minimal ab (4,2 Millionen; minus 2.000 Fälle).

Das Thema „Altersüberschuldung“ hat weiter deutlich an Bedeutung gewonnen. 2018 müssen rund 263.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden (plus 69.000 Fälle). Die entsprechende Überschuldungsquote (2,04 Prozent; plus 0,54 Punkte) liegt weiterhin unter den Vergleichswerten der anderen Altersgruppen. Im Vergleich 2013 / 2018 ist der Anstieg mit 138 Prozent überdurchschnittlich, allerdings von vergleichsweise niedrigem Niveau aus.

Für die nahe Zukunft ist auch angesichts sich eintrübender konjunktureller Rahmen-bedingungen nicht mit einer nachhaltigen Entspannung der privaten Überschuldungslage in Deutschland zu rechnen. Nicht nur für die nächsten Monate kann daher von einer weiteren Zunahme der Überschuldungszahlen in Deutschland ausgegangen werden.

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Ihr Gerhard Schreiber